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Nachbericht – Zeitzeugengespräch mit Horst Bernard und Buchpräsentation „Die letzten Zeuginnen und Zeugen – Meine Arbeit mit Holocaust Überlebenden“ von Birgit Mair.

Während der Veranstaltungsreihe „Internationale Wochen gegen Rassismus Saar“ im Frühjahr 2021 veranstaltete die AWO Fankontaktstelle INNWURF einen Virtuellen Rundgang mit Z(w)eitzeuge Horst Bernard auf der Gedenkstätte „Gestapolager neue Bremm“. Hier nahm unter anderem Birgit Mair teil, die sich seit langem sehr engagiert mit Zeitzeug*innen beschäftigt, Veranstaltungen organisiert sowie deren Biografien und Geschichten festhält. Nach der Veranstaltung kontaktierte Frau Mair Horst Bernard und fortan arbeiteten die beiden zusammen. Neben zahlreichen online Zeitzeugengesprächen und einer Präsenzveranstaltung nahm Birgit Mair die Geschichte des Zeitzeugen auch in ihrem neu erschienenen Buch „Die letzten Zeuginnen und Zeugen – Meine Arbeit mit Holocaust-Überlebenden“ mit auf. Hier porträtiert die Autorin die Biografien von 14 Zeitzeug*innen mit denen sie persönlich zusammengearbeitet hat und lässt diese zu Wort kommen.

HorstBernardApril2023SaarbrückenFotoBirgitMair
HorstBernardApril2023SaarbrückenFotoBirgitMair

Diese wichtigen Geschichten und Botschaften können so Teil der Erinnerungsarbeit bleiben und insbesondere auch in der schulischen Vermittlung genutzt werden. Die Veranstaltung in der Villa Blau-Schwarz war somit in zwei Teile gegliedert. Zunächst stellte Frau Mair ihr Buch vor. Sie nutze Kurzporträts und ausgewählte Ereignisse aus dem Leben der Holocaust-Überlebenden um deren Erlebnisse zur NS Zeit und auch darüber hinaus darzustellen. Die Erlebnisse sind geprägt durch das Leid der Verfolgung in Form von Ausgrenzung, Inhaftierung, Folter und vielen weiteren. Aber auch Erfahrungen der Solidarität, der Menschlichkeit und des Widerstandes werden in dem Buch dargestellt. Vieles davon ist auch in den Berichten vonHorst Bernard zu finden. Er wurde 1932 in Bischmisheim bei Saarbrücken als Kind eines jüdischen Vaters und einer nichtjüdischen Mutter geboren. Nach der Saar-Abstimmung im Jahr 1935 floh seine Familie nach Frankreich und überlebte mit Hilfe der Résistance den Holocaust. Seine Eltern Engagierten sich im französischen Exil aktiv im Widerstand und halfen dabei unter anderem vielen Flüchtlingen durch die vorübergehende Aufnahme in ihrem Haus und die Unterstützung bei der Weiterreise. Horst selbst wuchs in dieser Zeit als Franzose auf, seine Eltern ermöglichten es ihren Kindern zunächst behütet und weitestgehend unberührt von dem Zeitgeschehen groß zu werden. Nach Beginn des Krieges und der Besetzung Frankreichs durch Nazi Deutschland wurde auch für die Familie Bernard die Verfolgung von Juden und Nazi Gegnern wieder allgegenwärtig. Erfahrungen die Horst Bernard mit dieser Zeit verbindet sind unter anderem die Anwesenheit bei einer Schießerei, bei der Antifaschisten gefangen genommen wurden sowie einer Zeit in der er bei einem alten Ehepaar wohnen musste, da beide Eltern untertauchen mussten und er weiterhin die Schule besuchen sollte. Auch die Erfahrungen die er mit der Rückkehr nach Deutschland nach dem Krieg verbindet sind traumatisch, da er als französischsprachiger Jugendlicher aus einer Region, die von Kriegshandlungen verschont blieb in ein weitestgehend zerstörtes Saarbrücken kam. Horst Bernard berichtet noch über deutlich mehr Erlebnisse aus dieser Zeit, unter anderem geht er auch immer wieder auf die große Solidarität und Unterstützung der Menschen in Agen ein, wo die Familie Bernard den Großteil ihres Frankreich Aufenthaltes verbrachte. Er spricht sehr offen über seine Erlebnisse und schafft es mit seiner Lebendigen Art des Erzählens die Zuhörer in die Zeit hinein zu versetzen.

Wenngleich die Berichte der Referenten einige Zeit in Anspruch nahmen, kam es dennoch im Anschluss zu einer lebendigen Fragerunde, welche die gelungene Veranstaltung abrundete.  

An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal herzlich bei den beiden Referenten bedanken! Wir wünschen den beiden zudem, dass sie ihrem leidenschaftlichen Engagement der Erinnerungsarbeit noch lange nachgehen können!Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit dem Nürnberger Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V. sowie dem Regionalverband Saarbrücken durchgeführt.