Unter dem Titel „90 Jahre Saarabstimmung – Die Rolle des FV Saarbrücken“ fand am 14.01.25 eine Vortragsveranstaltung mit anschließender Diskussion in der Villa Blau-Schwarz statt. Mit 60 ca. Personen war der Veranstaltungsraum gut gefüllt als Ricardo Wilden (AWO Fankontaktstelle INNWURF) sowie Matthias Minnich (Vertreter der aktiven Fanszene) die Gäste im Namen der Veranstalter begrüßten. Zu den Organisatoren gehörte neben INNWURF der Arbeitskreis „Blau-Schwarze Geschichte“. Dieser besteht seit Ende des Jahres 2023 und hat sich zunächst zum Ziel gesetzt zur NS-Geschichte des 1.FC Saarbrücken e.V. zu forschen. Der Arbeitskreis besteht aus engagierten Personen aus dem Umfeld des FCS, darunter gehören zwei Vereinsvertreter, mehrere Vertreter der aktiven Fanszene, ein Mitglied des Fanclub-Dachverbandes und weitere engagierte Fanvertreter sowie Ricardo Wilden für das Fanprojekt.
Nach den Einleitenden Worten startete die Veranstaltung mit einem Input Vortrag von Hans-Peter Klauck, seines Zeichens Heimat- und Familienforscher aus Saarlouis. Er nutzte Bilder und Videos aus der Zeit der 30er Jahre um die Besucher in diese hineinzuversetzen. Der Schwerpunkt der Präsentation lag auf dem Ablauf der Abstimmung und insbesondere auf der Propaganda im Vorlauf der Abstimmung. Dabei ist vor allem die „Deutsche Front“ zu nennen, eine Massenbewegung im Saarland, die ab Juli 1933 alle Mittel der Propaganda zog, um die Wahl zu beeinflussen und den Anschluss des Saargebietes an Hitler-Deutschland sicherzustellen. Hier tritt auch der FV Saarbrücken, Vorgängerverein des 1.FC Saarbrücken e.V., in Erscheinung. Forschungen des Arbeitskreises „Blau-Schwarze Geschichte“ ergaben, dass der Verein im Jahr 1933 die Propaganda der „Deutschen Front“ und des NS-Regimes in der eigenen Vereinszeitschrift bereitwillig niederschrieb. Allen voran ließ der damalige Vereinsvorsitzende Peter Kalter keine Gelegenheit aus um diese Propaganda zu verbreiten. So äußerte er sich beispielsweise im Rahmen der Weihnachtsfeier des Vereins 1933 folgendermaßen: „Die Führung des FVS steht voll ein für den Nationalsozialismus und für Adolf Hitler“, diese Äußerung wird später in dem Vereinsnachrichtenblatt abgedruckt. Belegt sind darüber hinaus Propagandafahrten des FVS. Im Rahmen von Auswärtsspielen wurde die Mannschaft dabei von Nationalsozialistischen Gruppierungen (SA-und NSDAP Formationen sowie HJ und BDM) begleitet und es wurden Kundgebungen für den Anschluss des Saargebietes an Deutschland abgehalten. Diese Kundgebungen schlossen mit dem Deutschlandlied und dem schon damals verbotenen Horst-Wessel-Lied.
Der breit angelegten Propaganda und der damit einhergehenden Massenbewegung hatte die sogenannte „Einheitsfront“ aus SPD, KPD und anderen demokratischen Kräften, die sich für den Erhalt des „Status Quo“ einsetzen nichts entgegenzusetzen. Über 90 % der Wahlberechtigten sprachen sich für den Anschluss an Hitler-Deutschland aus. Die Folgen waren insbesondere für die jüdische Bevölkerung und die politischen Widersacher Hitlers gravierend. Viele konnten über Frankreich aus dem Saargebiet fliehen um der Verfolgung, Verhaftung, Deportation und Ermordung zu entgehen. Andere hatten weniger Glück.
Im Anschluss an den Input-Vortrag folgte eine Diskussionsrunde. Diese wurde durch Ehrengast und Zeitzeugen Horst Bernard bereichert, der über den Widerstand seiner Eltern gegen das NS Regime- und die Flucht seiner Familie berichten konnte.
Dieser Auftaktveranstaltung des Arbeitskreises „Blau-Schwarze Geschichte“ werden weitere Veranstaltungen folgen. Die nächste ist bereits für April vorgesehen.
Wir bedanken uns bei allen Personen, die diese Veranstaltung ermöglicht haben!